stuck in reverse

Ich sitze am Essenstisch mit meinen Eltern und stochere im Essen herum. Ich blicke nicht auf, sondern fixiere wie verrückt das Gemüse, dass sich wie ein knallbuntes Feuerwerk auf meinem Teller befindet. Ich merke erst wie meine Eltern mich anstarren, als ihr Gespräch verstummt. Mein Blick wandert nach oben, bis es direkt auf die blauen Augen meiner Mutter trifft. "Iss jetzt was.", sagt sie kühl. "Ich habe keinen Hunger..", spreche ich kaum hörbar aus. Und es ist sogar die Wahrheit, mein Magen ist vollgestopft von Leere. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie mein Vater den Kopf schüttelt. Ich möchte irgendwas sagen, ihn irgendwie provozieren, aber die Gedanken in meinem Kopf finden keinen Weg zu meinem Mund. Ich schaue ihn nur an, nichtssaussagend, ich fühle nichts. Er lächelt mich an und als ich sein Lächeln nicht erwidere scheinen die Worte aus seinem Mund herauszupurzeln, als hätte er die Gedanken schon länger in seinem Kopf gehabt. "Lächel doch mal!". "Ja genau!", ruft meine Mutter aus, "lächel doch mal." Ich versuche ein Lächeln aufzubringen, damit sie mich in Ruhe lassen, aber es gelingt mir nicht. "Ich bin einfach müde.", bringe ich diesmal ein bisschen lauter hervor. Ein kurzer Moment vergeht, dann schaue ich wieder stumm nach unten, räume meinen Teller zusammen und stelle ihn in die Mitte des Tisches. Meine Eltern sehen mir schweigend zu, ich schaue sie nochmal kurz an und schiebe dann meinen Stuhl nach hinten.Aufzustehen kostet so viel Kraft und mein Oberschenkel schmerzt von den frischen Schnitten. Während ich langsam die Treppen hochsteige höre ich noch meine Mutter leise zu meinem Vater murmeln "Was ist denn bloß los mit ihr?". Die Dunkelheit verschlingt mich, als ich in mein Zimmer laufe. Ich muss nicht weinen, mich nicht vor Schmerz zusammenkrümmen, obwohl es so wehtut. "Vielleicht ist es einfach so, dass der Schmerz mich betäubt hat, Mama.", stoße ich hervor, obwohl es natürlich unmöglich ist, dass meine Mutter die Erklärung für den wahren Grund meines Verhaltens hören kann. Manchmal muss man Dinge laut aussprechen, damit sie sich ändern. Aber das bedrückende Gefühl in meiner Magengegend bleibt und so lege ich mich einfach schlafen, in der Hoffnung, dass Gefühl ist morgen früh verschwunden, wenngleich ich ganz genau weiß, dass das Gefühl so schnell nicht weggehen wird.




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich hab' dir einen Blogaward verliehen. :)