give me hope in the darkness

"(..) Sie meinen, dass Träume so eine Art Zwischenstufe zwischen dem Diesseits und dem Jenseits sind, vergleichbar mit dem Besuchsraum im Gefängnis. Man ist zwar im selben Zimmer, aber in getrennten Welten. (..) Es hat rein gar nichts mit Religion zu tun, auch nichts mit psychischer Labilität, sondern mit einem natürlichen menschlichen Instinkt, nämlich dass man hofft, auch wenn es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt. Es hat mit Liebe zu tun, damit, dass man einen geliebten Menschen verloren hat, der wie ein Teil von einem selbst war, und dass man nahezu alles dafür tun würde, ihn zurückzubekommen. Es ist die Hoffnung, dass man diesen Menschen eines Tages wiedersieht, dass man sich ihm noch immer nahefühlen kann. Früher habe ich geglaubt, Hoffnung ist ein Zeichen von Schwäche. Aber das stimmt nicht, im Gegenteil - es ist die Hoffnungslosigkeit, die schwach macht. Hoffnung macht stark, denn durch sie beginnt man langsam, einen Sinn in dem zu erkennen, was geschehen ist. Nicht unbedingt den Sinn, warum man den geliebten Menschen verloren hat, sondern eher den Sinn dessen, dass man selbst weiterlebt. Denn die Hoffnung ist ein Vielleicht. Ein "Vielleicht sind die Dinge irgendwann nicht mehr so beschissen". Und dieses Vielleicht macht alles sofort ein bisschen leichter."
Aus: "Ich schreib dir morgen wieder" von Cecilia Ahern

pure truth

Sitzen auf ihrem Bett, vier Augenpaare starren mich erwartungsvoll an. Für eine kurze Zeit war ich in meiner eignenen Welt gefangen, habe meine Umwelt ausgeblendet. Ich räuspere mich. "Sorry, wie war die Frage nochmal?". D. guckt mir tief in die Augen, als könnte sie mir die Antwort aus ihnen herausziehen."Wie es dir mit ihm geht haben wir gefragt.." "Achso.." Ich versuche ein Grinsen zustande zu bringen, während ich die Wörter in meinem Kopf zusammenlege. "Naja, mir gehts gut!" - "Er fehlt dir gar nicht oder so?" -"Nein." Ich weiß nicht warum ich sie anlüge, wo sie doch meine besten Freundinnen sind. Irgendwas hindert mich daran die Wahrheit zu sagen. Es wäre so einfach gewesen, zuzugeben, dass ich jeden Tag an ihn denke und mich der Gedanke fast kaputt macht, dass ich genau weiß, dass es ihm kein Stück so geht, dass er mit mit abgeschlossen hat und er mich nicht mehr in seinem Leben braucht. Sie widmen sich wieder irgendeinem anderen Gesprächsthema, sie glauben mir, einfach so, ohne nachzuhaken. Sie akzeptieren es, oder sind erleichtert, dass sie kein langweiliges Mitleidsgesülze von mir anhören müssen, dass sie es einfach akzeptieren wollen. Es ist doch so, wenn man eine Wahrheit offenbart, liegt man da wie ein offenes Buch. Man kann diese Wahrheit nicht mehr rückgängig machen, man steht da - und die Wahrheit wie eine große harte Wand direkt vor einem. Du kannst sie nicht mehr verdrängen, denn sie ist da, ausgesprochen und nicht wiederzurücknehmbar. Und vielleicht lüge ich deshalb nicht nur sie an, sondern auch mich.Vielleicht damit ich anfange, es irgendwann selber zu glauben.
 
Die Sonne trifft auf meine blasse Haut, als ich raustrete. Mein Herz schlägt höher, ich hab sie schon so lange nicht mehr gesehen. Die ersten richtigen Sonnenstrahlen in diesem Jahr machen mir Lust auf leben, feiern, bis man beim Sonnenaufgang erst wieder heimkommt, Grillabende, bei denen man am Lagerfeuer Joints rumreicht, während jemand auf der Gitarre spielt, lange Gespräche unterm freien Sternenhimmel, heiße Nächte mit guter Musik, Sonnenuntergänge und Meer, nachts in Schwimmbäder einbrechen, einfach auf glücklich sein. Ich spüre, dass ich zufrieden bin und das ist so ein .. ungewöhnliches Gefühl, dass ich es gar nicht erst zulassen will. Ich war so lange traurig, wie kann ich dann auf einmal glücklich sein? Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht glücklich sein will. Denn ich weiß ganz genau, dass man, wenn man einmal oben ist, es so schnell gehen kann, dass man wieder unten ist. Und um das zu vermeiden, bleibe ich lieber unten, als den Schmerz ständig auf ein Neues zu ertragen, Kann ich wieder glücklich sein? Kann ich das Gefühl wieder zulassen, ohne Angst haben zu müssen? Ich habe ständig Angst, Angst immer wieder in dieses schwarzes Loch zu fallen, aus dem man nur so schwer wieder rauskommt. Ich meine, klar, es ist wert nach langer Zeit schwarzes Loch die Sonne zu sehen, doch wer wird schon zufrieden sein, wenn er einmal die Sonne sieht und dann wieder in das Loch zurückkeht? Ist es deshalb nicht besser in dem Loch zu bleiben, sich dort einzunisten?