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Ich liege in seinen Armen und spüre, wie sich seine Brust hebt und senkt. Für einen kurzen Moment glaube ich, dass er eingeschlafen ist, doch da ich meinen Kopf hebe um nachzugucken, lächelt er mir verschmitzt zu, bis er mich schließlich küsst. Es fühlt sich alles so gut an, aber ich kann das Gefühl nicht unterdrücken. Dieses Gefühl, dass ich eines der vielen Mädchen bin, die in seinem Bett liegt und ihn küsst. Ich würde so gerne glauben, dass das der Anfang von etwas Neuem ist, aber ich habe es schon so oft geglaubt und dies war mein Untergang. Und doch ist es ein schönes Gefühl, dass ich nicht mehr an dich denken muss, wenn ich jemand Anderen küsse.

"gib mir etwas, baby, irgendetwas, an dem ich mich festhalten kann"

Normalerweise klammere ich mich immer an die Hoffnung, wenn es mir schlecht geht. Die Hoffnung, dass alles besser wird. Dass ich anderen Menschen wichtig bin. Dass sich das Glück vielleicht auch mal auf meine Seite stellt. Doch wenn diese Hoffnung schwindet, sei es langsam oder ganz plötzlich wie jetzt, wenn mir bewusst wird, dass ich mir die Hoffnung nur eingeredet habe, um nicht zu zerbrechen und um die Realität hinter dem Deckmantel der Hoffnung zu verstecken, dann schwebe ich. Und damit meine ich nicht, dieses sanfte in einer rosafarbenen Wolke schweben, sondern das Schweben durch dunklen und stickigen Nebel. Ein Nebel, bei dem man den Boden aus den Augen verliert. Ein Nebel, der dich verschlingt. Ein Nebel, der dich treibt, ohne dass es dir bewusst ist und dir deine Orientierung nimmt, sodass du nicht weißt, was rechts oder links von dir ist, geschweige denn oben oder unten. Die Gedanken werden schwarz gefärbt, die Hoffnung verblasst und alles was du dir wünschst ist, wieder standfest auf beiden Füßen zu stehen, aus Angst, der Nebel umschlingt dich mit seinen kräftigen Armen und zieht sich mit dir, sodass du irgendwann kannst in dem dunklen Nichts verschwindest.
Ich mag es, wie das sanfte Abendlicht in mein Zimmer fällt und das helle Holz gold glänzen lässt. 
Ich mag es, wenn ich bestimmte Lieder höre und sie mich an den Platz zurück bringen, den ich mit ihnen verbinde.
Ich mag es, wie meine Mutter meine Hand nimmt, wenn sie genau weiß, dass es das ist, was ich gerade brauche.

Es sind die kleinen Dinge, die mich erfüllen, doch heute können auch sie die Leere nicht verdrängen. Die kalte, dunkle, Leere die mein Herz und mein Körper umhüllt, als wolle sie mich wärmen, wobei sie in Wirklichkeit eine Kälte hinterlässt. Ich fühle so wenig, die Dinge dringen nicht zu mir durch.

Sehe das Abendlicht.
Höre die Lieder.
Fühle die Hand.

 Ich kann es kaum in Worte fassen, was in mir vorgeht. Alles streift mich kurz, doch berührt es mich nicht. Leere ist noch viel schlimmer als Trauer, denn die Leere macht einen nicht nur sprachlos, sondern auch gefühlskalt und stumpf. Der Gedanke, dass ich etwas aus meinem Leben machen sollte, bohrt sich tief in meinen Kopf, dringt in jede Ecke und sorgt dafür, dass ich mir die traurige Realität vor Augen halte. Seit fast einem Monat habe ich keine Kraft mehr aufzustehen und mein Leben in die Hand zu nehmen, wobei es doch das ist, was ich so dringend brauche. Hilflosigkeit macht sich in mir breit, es ist ein ewiger Teufelskreis, aus dem ich nicht weiß, wie ich wieder herauskommen soll. Ich weiß, dass ich etwas ändern muss, und doch fehlt mir die Kraft dazu. Es ist, als habe die Leere sich in mich reingeschlichen, ganz sanft und leise flüsternd "Hab keine Angst, ich tu dir nichts.", und mich dann mit einem ungeheuren Hunger aufgegessen.